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Sardona Gamidaurspitz Trail Halbmarathon 2014 – Just for fun!

Während der Technikerschule teilten Stefan Zweifel und ich mal ein halbes Jahr in Biel ein Zimmer. Eine Grundregel gab es da: Wir trinken jeden Abend mindestens ein Bier zusammen. Eisern wie wir waren, haben wir dies trotz aller Widerstände durchgezogen. – Heute, zwei Hochzeiten, fünf Kinder, mehrere Stellenwechsel und hunderttausende Hypothekarschulden später, ist das Leben etwas komplizierter als damals. Die grundlegenden Dinge haben sich aber nicht geändert: Wir trinken immer noch gerne Bier zusammen und wir sind natürlich immer noch eisern!
Nachdem Steff, anfangs Jahr wieder mit laufen begonnen hatte, ist die Idee entstanden, gemeinsam den Sardona Trail Halbmarathon zu laufen. (Eigentlich wollten wir nur gemeinsam Bier trinken. Das hätten wir aber bei unseren Frauen nicht durchgebracht. Deshalb haben wir das Bier trinken mit 21km und 1500Hm getarnt.)
 
 
Also bin ich am Freitag Abend angereist. Mitgebracht habe ich Steff ein Cachon Bier und seine Schwiegermutter (welche gemäss unserem Plan am Samstag die Kinder hüten musste). Ich bin kein Fan von Carbo-Loading. Bei Corinne’s Spaghetti habe ich aber zweimal kräftig zugeschlagen. Dazu zwei Bier, damit auch der Flüssigkeitsspeicher gefüllt ist. Statt einem weiteren Bier, haben wir dann unserer (Pflicht-)Ausrüstung kontrolliert. Beim Sardona gibt es eine sehr genaue Materialkontrolle, das wusste ich noch vom letzten Mal. Nach all den Ultra-Rennen dieses Jahr, macht ich mir für einmal keine Sorgen betreffend Finish. Ich war aber gespannt, wie sich Steff in seinem ersten „Ernstkampf“ schlagen würde. Ohne Nervosität schläft es sich dann auch gleich viel besser.
Tagwache um 7:00 Uhr. Cappucino und Cornflakes. Dann Toilette, packen und weg! Von Wangs geht es mit der Gondel bis zur Zwischenstation Furt. Dort holen wir die Startnummern und trinken mal den nächsten Kaffee. Ich genehmige mir gleich noch einen Mandelgipfel dazu. Normalerweise machen meine Magennerven das vor einem Rennen nicht mit. Heute aber alles entspannt, was ich geniesse. Wir schauen den Start des Sardona Marathons und gehen dann zur Ausrüstungkontrolle. Dank seriöser Vorbereitung bestehen wir diese mit Bravour. Eine Premiere erlebe ich mit dem Zeitmesssystem. Es kommt vom Orientierungslauf und besteht auch einem Chip, welchen man an den Finger macht und der dann bei den Zwischenposten und im Ziel in ein Lesegerät gesteckt werden muss.
 
Steff bei der Materialkontrolle
Kurz vor dem Start stellen wir uns hinten ins Läuferfeld rein. Um Punkt 10:00 Uhr schiesst Umberto mit der Startpistole und es geht los. Wettertechnisch sieht es etwas verhangen und neblig aus. Temperatur ist aber in Ordnung und viel Regen sollten wir auch nicht erwischen. Ich will den gesamten Lauf zusammen mit Steff absolvieren und reihe mich deshalb einfach hinter ihm ein. Den flachen Teil bis zum ersten Anstieg geniesse ich total. Heute habe ich keinen Druck. Wir laufen fast zu hinterst und es fast nur Frauen um uns rum. Dann geht es in den Anstieg von rund 500Hm. Steff hat ein gutes Tempo und mein Puls pendelt sich bei gut 160 Schlägen ein. Alleine wäre ich wohl ein wenig schneller, viel würde es aber nicht ausmachen.
 
Wir sind guter Dinge!

 

Aussicht schlecht. Wetter aber ideal zum Laufen.
Wir können im Aufstieg einige Läufer überholen, so macht es Spass. Nach rund 50 Minuten stehen wir auf 2000m beim Gipfelkreuz und bitten eine Wanderin, ein Beweisfoto für unsere Frauen zu machen. Dann geht es auf den Downhill Richtung Verpflegungsposten Gaffia. Steff lässt es hier mächtig fliegen und ich muss aufpassen, dass ich ihm folgen kann. Auf einer Ultra-Distanz würde ich mich nicht getrauen, bergab so Gas zu geben. Auf der Kurzstrecke mag es das sicher leiden. Die Wege sind teilweise recht matschig. Insbesondere, als wir noch eine Tambourengruppe inkl. Instrumenten kreuzen, müssen wir uns vor Ausrutschern in Acht nehmen. Das Gelände ist zum Glück viel steiniger als beim Mountainman. So finde ich immer eine feste Stelle zum auftreten.
Am Gipfelkreuz mit der Frauenriege Kaltbrunn
Beim Verpflegungsposten erkläre ich Steff, dass wir sofort weitergehen und uns unterwegs verpflegen. Er konsumiert den ersten Energie-Gel seines Lebens und findet den erstaunlicherweise gar nicht so übel. Ich fand den ersten Versuch damals ganz scheusslich. Es folgen gleich nochmals 500Hm hoch zum Schwarzsee. Wieder kommen wir ordentlich vor- bzw. aufwärts. Das Läuferfeld ist schon weit auseinandergezogen und wir haben nun vor allem Begegnungen mit Wanderern. Wetter immer noch neblig aber ideal zum Laufen. Wir passieren mit dem Baschalvsee den ersten See der 5-Seen-Wanderung. Vom letzten Jahr habe ich nur noch die neuralgischen Punkte im Kopf. An den Streckenverlauf dazwischen erinnere ich mich nicht mehr vollständig. Einen dieser neuralgischen passieren wir vor dem Abstieg zum zweiten See, dem Schwarzsee. Der Gipfel mit den unzähligen Steinmannli. Auch hier werden Erinnerungsfotos gemacht.
 
„Steinmannli-Gipfel“ im Nebel
Steff gibt immer noch ordentlich Gas und wir absolvieren die anspruchsvollere erste Streckenhälfte in ziemlich genau zwei Stunden. Unser Ziel, eine Zeit unter vier Stunden sollten wir somit locker erreichen. Auf dem Flachstück beim Schwarzsee zwickt es Steff dann aber am linken Knie und wir werden auf Marschtempo gebremst. Es folgt nochmals ein kurzer, aber knackiger Anstieg. Oben kurze Pinkelpause, dann geht es in den Downhill zum Schottensee (See Nummer 3). Das „Knie des Teams“ macht leider immer noch nicht mit und die Geschwindigkeit entsprechend viel langsamer als es Kondition und Gelände zuliessen. Tja, dann kann man nichts machen, nun heisst es durchbeissen und fertig machen.
 
Wildsee
Es folgt der letzte Anstieg zur Wildseeluggen, dem höchsten Punkt der Strecke (2490m). Dort ist ein Posten der Bergwacht und wir müssen mit unseren Chips bestätigen, dass wir wirklich hier waren. Die Marathonstrecke zweigt hier ab und zieht sich entlang des Wildsees (Nr. 4) Richtung Lavtinasattel. Wir können durch die Wildseeluggeen stechen und Richtung Pizolhütte absteigen. Steff zieht zur „Gipfelfeier“ eine Tafel Nuss-Schokolade aus dem Rucksack. Herrlich, das schmeckt jetzt fast besser als ein Bier. – Vor uns liegen noch rund 7.5km inklusive fast 1000Hm Abstieg. Hört sich nach Spass an. Ist es aber mit einem lädierten Knie eher ein Kampf. Wir haben eine gute Stunde Zeit, wenn wir unseren Sub-4h-Finish schaffen wollen. Ist das noch realistisch?
Schoko-Pause
Einige Läufer überholen uns und das schlägt natürlich etwas auf die Motivation. Es geht ja aber nur darum, das Rennen gesund und zufrieden zu finishen. So marschieren wir einfach stetig weiter. Bei der Pizolhütte der letzte Verpflegungs- und Kontrollposten. Kurz ein obligatorischer Becher Cola und weiter geht’s. Ich rechne und schätze. Noch 4.5km und 40 Minuten zur Verfügung. Es kann trotz malträtiertem Knie reichen, wird aber nochmals spannend. Steff beisst auf die Zähne und versucht immer wieder in den Laufschritt zu fallen. In Gaffia hat es dann einige Wanderer, welche uns anfeuern. Das gibt nochmals Energie für die letzten zwei Kilometer. Wir bleiben dran und wollen die vier Stunden unbedingt unterbieten.
Wenige hundert Meter vor dem Ziel ist es dann klar. Es wird reichen! Zweihundert Meter vor der Ziellinie zieht Steff auf einmal einen Endspurt an und ich muss schauen, dass ich bis zur Ziellinie wieder aufschliessen mag. Die Uhr bleibt bei 3:54:47 stehen. Da haben wir ja sogar noch Reserve! Endlich wieder mal ein gemeinsames Projekt erfolgreich zu Ende gebracht!
Wir holen das Finisher-Shirt und packen dann unsere Sachen. Zu Hause wartet Corinne’s Pasta und ein Bier!
 
 
 

 

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