Seit meiner Premiere vor 2 Jahren beim Ultra Bielersee, bin ich Fan dieses Laufes. Die Organisation ist einfach und unkompliziert gehalten. Die Stimmung ist locker und kameradschaftlich. Die Strecke ist rund um den Bielersee mit Abstecher auf die St. Petersinsel bietet viele malerische Ausblicke.
Nachdem für mich die Ausgabe 2013 nach Plan verlaufen war, endete das Rennen 2014 eher im Debakel. Dieses Jahr steh ich entsprechend wieder mit mehr Demut am Start. Mein Ziel heute: Das Rennen gleichmässig laufen und in einer Zeit um 4:45h finishen. Da meine Familie zum ersten Mal mit an einen Ultra kommt habe ich gar nicht richtig Zeit, mir über das Rennen Gedanken zu machen. Silvia wird mit den Jungs und Helferin Stephanie den Verpflegungsposten bei km 10 organisieren. So kann ich mich also schon beim Start auf ein Wiedersehen nach knapp einer Stunde freuen.
Punkt 9:00 Uhr werden die rund 100 Läuferinnen und Läufer auf die Strecke geschickt. Ich Reihe mich ziemlich zuhinterst ein und nutze die ersten Kilometer mal zum warmlaufen. Diese Woche hatte ich irgendwie schwere Beine und war nicht sicher, wie gut ich mich heute fühlen würde. Jetzt funktioniert erfreulicherweise alles bestens und der Puls pendelt sich bei rund 150 BPM ein. Langsame, aber komfortable Pace. Das Feld zieht sich rasch in die Länge und auf den ersten 10km werde ich vereinzelt noch überholt, und kann auch selber mal einen Läufer überholen. Wegen dem Hochwasser der letzten Tage, gibt es bei Mörigen eine kleine Umleitung. Die meteorologischen Verhältnisse sind ideal. Der Himmel noch etwas bedeckt, also keine direkte Sonneneinstrahlung, aber genügend warm für Kurzarm-Tenü.
Genau nach Plan bin ich nach nicht ganz einer Stunde beim ersten Verpflegungsposten, wo mir unser jüngerer Sohn einen Becher Wasser und einen Gel reicht. Keine Zeit für Smalltalk, sofort wieder weiter. Die neue Kraftwerksanlage am Hagneck-Kanal ist nun praktisch fertig gebaut. Ein imposantes Bauwerk, welches mich beeindruckt. Nächstes Zwischenziel ist der Verpflegungsposten bei km 19, dem Einlass zur St. Petersinsel. Ich laufe nun alleine und hüte mich davor, die Lücke zu den Läufern rund 200m vor mir zu schliessen. Ich will einfach mein Tempo laufen und die Kräfte für die zweite Hälfte sparen. Beim Verpflegungsposten dann kurz die Wasserflasche füllen und weiter geht’s.
Vor dem 10km langen Abschnitt auf der St. Peterinsel habe ich Respekt. Da die Strecke hier ein out-and-back ist, kommen mir die Spitzenläufer schon bald entgegen. Da realisiert man, wie weit zurück man liegt und wie viele Läufer vor einem liegen. Das kann auf die Psyche schlagen, wenn man sich dadurch stressen lässt. Zudem hat es hier viele Spaziergänger und Fahrradfahrer, denen man sich anpassen muss. Ich laufe immer noch alleine und nehme mehrmals etwas Tempo raus, als der Puls zu stark steigt. Ich will ich noch nicht über 160BPM steigen lassen. Pace ist immer bei rund 5:30/km. Alles im grünen Bereich. Ich versuche auch regelmässig zu trinken und die Energie-Gels runter zu drücken. Nicht dass es einen zu einem Einbruch infolge Flüssigkeits- und Energiemangel kommt. Nach dem Verpflegungsposten beim Kloster, kann ich auf einen anderen Läufer aufschliessen. Ich habe das Gefühl, etwas schneller zu sein, überhole ihn aber nicht sondern nutze ihn als Pacemaker. So läuft es sich leichter und ich kann Energie sparen. Im Gegensatz zum letzten Jahr gibt es dieses Mal keinen Einbruch bei Halbzeit. Ich freue mich, als ich nach 29km wieder ein Erlach bin. Nur noch ein Halbmarathon, dann bin ich im Ziel!
Inzwischen sind die Wolken weg und es ist ein herrlicher Tag am See. Etwas Sonnencrème am Morgen hätte nichts geschadet, das merke ich aber erst nach dem Rennen. Auf der Brücke über die Thielle überhole ich einen Läufer des Bielersee XXL, welcher auf seiner letzten Runde ist und nun gut 140km in den Beinen hat. Faszinierende Leistung. Ab hier hat gibt es einen leichten Gegenwind, welchen ich als angenehm empfinde. Ab Le Landeron sieht man Biel in der Ferne und die restliche Aufgabe ist glasklar. Ich fühle mich immer noch gut und beginne mögliche Endzeiten zu überschlagen. Auch sonst versuche ich mich im Kopf abzulenken und einfach die Beine laufen zu lassen. Zwischen Kilometer 30 und 37 kann ich zwei oder drei andere Läufer überholen. Das ist bedeutend angenehmer, als wie letztes Jahr hier selber überholt zu werden.
Nach der Verpflegung in La Neuveville bin rund 100m hinter einen Läufer mit sehr rundem und lockeren Laufstil. Ich kann langsam aufschliessen und forciere dann etwas, damit ich die Lücke ganz schliessen und ihm anhängen kann. Ich konzentriere mich nur noch auf seine Beine und kann mich so bei Puls knapp unter 170BPM mit einer guten Pace Richtung Ziel ziehen lassen. Richtig komfortabel ist es jetzt nicht mehr, das ist nach rund 4h Rennzeit aber auch nicht zu erwarten. Ich rechne wieder und es sollte eine Zeit um 4:40 drin liegen. Das wäre dann meine PB für diesen Lauf. Diese Zeit wollte ich eigentlich letztes Jahr laufen und habe es vor lauter Ungeduld versemmelt. Heute mit viel Geduld sieht es deutlich besser aus.
Bei der letzten Verpflegung in Alfermée bei km 47, stoppt mein Pacemaker und ich laufe weiter. Die letzten drei Kilometer werde ich auch noch alleine schaffen! So ist es dann auch. Immer ein toller Moment, wenn man von der Hauptstrasse in den Park abbiegen kann. Dann durch den Hafen, am Strandbad vorbei und ins Ziel bei der Lago Lodge. Silvia und Remo warten vor dem Ziel und ich kann mit dem Kleinen an der Hand durchs Ziel laufen. Endzeit 4:37:38 / Durchschnittspuls 157 BPM / Pace 5:28/km. Alles tiptop!
Fazit
– Die Ausrüstung funktioniert. Insbesondere der Hoka One One Conquest 2-Laufschuh machte keine Probleme.
– Renneinteilung ist nicht alles! – Aber sehr viel!
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