Mein Weg zum UTMB
Im August 2013 habe ich beim Irontrail T41 zum ersten Mal Trail-Luft geschnuppert. Das Erlebnis war ziemlich faszinierend und ich habe mich sogleich für den Sardona-Trail-Marathon angemeldet. Die Begeisterung hat sich dort nochmals gesteigert und ich habe mich vertieft mit dem Thema Trailrunning auseinandergesetzt. Unweigerlich kommt da mit dem legendären Ultra Trail Mont Blanc in Kontakt. Für mich war damals unvorstellbar, 170km und fast 10’000 Höhenmeter am Stück zu laufen. Ich wollte aber trotzdem versuchen, die notwendigen (damals 7) Qualifikationspunkte zu erlaufen, damit ich zumindest die Option hätte, mich für den UTMB anzumelden. Dies war also mein Saisonziel für 2014. Mit dem Trail d’Absinthe, dem Eiger Ultra E101 und dem Montainman Ultra, konnte ich dann sogar 8 Punkte sammeln. Dies war war auch notwendig, denn inzwischen waren 8 Punkte für die Anmeldung verlangt.
Im Winter 2014/2015 habe ich mich dann also um einen UTMB-Startplatz beworben. Leider hatte ich bei der Auslosung kein Glück und mein geplanter Saisonhöhepunkt für 2015 war geplatzt. Stattdessen habe ich mich dann für den Irontrail T201 angemeldet und konnte diesen erfreulicherweise auch erfolgreich finishen. Dieser Finish hat mir nun die Angst, aber auch etwas Begeisterung bezüglich UTMB genommen. Ich war aber trotzdem sehr erfreut, dass es mit dem Startplatz für 2016 geklappt hat. Toll ist auch, dass Oli Stupp, welchen ich beim Eiger Ultra 2015 kennen gelernt hatte, ebenfalls einen Startplatz bekommen hat. So können gemeinsam reisen und uns in Chamonix ein Hotelzimmer teilen.
Die Vorbereitung
Die Saison 2015 mit den Höhepunkten Irontrail T201 und 24h-Schweizermeisterschaft, war sehr intensiv. Für 2016 wollte ich es etwas ruhiger nehmen und dem Sport wieder etwas weniger Priorität einräumen. Ich habe weniger Trainings absolviert und die Trainings waren auch kürzer als 2014 und 2015. Als Vorbereitungs-Rennen bin ich im Juni den Trail d’Absinth, im Juli den Eiger Ultra E101 und kurzfristig den Swissalpine Marathon K78 gelaufen. Alle drei Rennen konnte ich im Rahmen meiner Erwartungen ohne grössere Probleme erfolgreich finishen.
Positiv bemerkbar macht sich der Erfahrungsgewinn der beiden Vorjahre. Ausrüstungsmässig funktioniert alles und seit ich mit individuell angepassten Einlagen (www.haerdi-orthotech.ch) laufe, habe ich viel weniger Schmerzen an den Fusssohlen. Ernährungstechnisch hat mir Oli die Winforce-Gels empfohlen. Ein paar von diesen werde ich an den UTMB mitnehmen. Ich denke das bringt mir etwas Abwechslung und ich hoffe, ich kann so einfacher Energie zuführen.
Insgesamt denke ich, dass meine körperliche Vorbereitung wesentlich besser sein könnte. Die Form sollte aber reichen, um den UTMB erfolgreich finishen zu können. Eine Woche vor dem Rennen mache ich einen Formtest auf dem 1000er-Stägeli. Ich mache 3 Loops und die Zeit dafür ist in Ordnung. Allerdings habe ich nachher Muskelkater und das verunsichert mich etwas. Das sollte eigentlich nicht sein. Immerhin weiss ich nun, dass ich keine Reserven habe und deshalb mein Rennen von Beginn weg sorgfältig einteilen muss.
Die Herausforderungen
Erfreulicherweise sind die Wetteraussichten sehr gut für unser Rennwochenende. Es ist sonnig und heiss bei geringer Gewitter- und Niederschlagsgefahr. Genau so eine stabile Lage hatte ich mir gewünscht. Beim kürzeren TDS-Lauf, welcher am Mittwoch startet, zeigt sich dass die Hitze für viele Läufer ein Problem ist. Die Hitze wird also sicher dieses Jahr ein massgebender Faktor, welcher für einen erfolgreichen Finish zu beachten ist.
Für mich etwas ungewohnt ist zudem die Startzeit, abends um 18:00 Uhr. Das heisst man ist schon fast einen Tag wach, bevor es überhaupt losgeht. Wenige Stunden nach dem Start läuft man dann bereits in die erste Nacht hinein. Bei meiner geschätzten Finisher-Zeit um 40h, folgt nachher nochmals ein Tag und eine zweite vollständige Nacht. Ich kann nicht richtig abschätzen, wie Körper und Geist auf diesen Rhythmus reagieren werden. Das flösst mir Respekt ein. In anbetracht der Wetterprognose ist es aber wahrscheinlich dieses Jahr sogar ein Vorteil, wenn man zwei kühle Nächte und nur einen heissen Tag unterwegs ist.
Vor dem Rennen
Am Dienstag Abend packe ich meine Sachen zusammen. Langsam weiss ich, was mit muss und es geht rasch. Am Mittwoch besorge ich mir noch die letzten fehlenden Sachen und am Abend schliesse ich die Packerei ab. Donnerstag Vormittag arbeite ich und nach dem Mittagessen mit der Familie steige ich in den Zug.
In Olten treffe ich Oli Stupp und gemeinsam fahren wir nach Chamonix, wo wir nach 18:00 Uhr ankommen. Vom Bahnhof geht es direkt zum Hotel Alpina. Dieses ist ideal gelegen, liegt es doch direkt neben der Event-Ausstellung und an der Laufstrecke. Wir checken ein, packen die Pflichtausrüstung in die Laufrucksäcke und machen uns auf zur Startnummernausgabe.
Diese ist sehr strukturiert organisiert. Am ersten Posten Startnummer melden uns Ausweis vorweisen. Dann bekommt man ein Kontrollblatt für die Pflichtausrüstung. Wie am Flughafen bekommt man dann eine Kunststoff-Schale, in welche man 5 vorgegebene Dinge der Pflichtausrüstung legen muss. Diese werden beim nächsten Posten kontrolliert, mit dem Hinweis auf eine Stunde Strafzeit, wenn während des Laufes etwas fehlt. Am nächsten Posten bekommen wir dann den Umschlag mit den Startunterlagen drin. Nächster Posten: Montage eines Etiketts mit Zeitmesschip am Rucksack, zudem ein „UTMB-Partybändeli“ ans Handgelenk. Dann noch der letzte Posten: Dropbag für Courmayeur und UTMB-Shirt fassen.
Bevor wir das Sportzentrum verlassen, machen wir noch ein Erinnerungsfoto, welches natürlich umgehend auf Facebook gepostet wird. Dann zurück ins Hotel, Sachen deponieren und wieder raus zum Nachtessen. Wir marschieren vom Hotel entlang der Laufstrecke, wo die OCC-Läufer gerade einlaufen, in Richtung Ziel. Das ganze Städtchen ist voller Läufer und Betreuer. In einer Brasserie direkt an der Strecke lassen wir uns nieder, geniessen den tollen Sommerabend und die Stimmung bei alkoholfreiem Bier. Oli macht seriös auf Pasta, ich verdrücke Fleisch und Pommes und nachher noch ein Glace. Vor 22:00 machen wir dann Nachtruhe.
Ich schlafe gut und wir gehen den Tag gemütlich mit Frühstück um 9:00 an. Anschliessend schlendern wir durch die Sponsoren-Ausstellung und trinken gemütlich einen Kaffee. Dann ein Abstecher zur Pasta Party. Um die Mittagszeit ist es hier unten im Tal ziemlich heiss und wir können uns vorstellen, dass es morgen tagsüber ein rechter Kampf werden könnte. Die Wetteraussichten sind immer noch gut. Samstag Abend kann es etwas Regen geben, dies sollte aber nicht weiter problematisch werden.
Den Nachmittag verbringen wir im Zimmer. Ich packe die Ausrüstung und den Dropbag, schreibe diesen Bericht fertig und relaxe nachher bis 16:00 Uhr. Dann duschen, anziehen, nochmals verpflegen, Dropbag abgeben und dann nach 17:00 Uhr zum Startbereich. Was werden die nächsten Stunden bringen?
Hallo Martin,
bei diesem gigantischen Vorhaben wünsche ich Dir viel körperliche aber vor allen Dingen mentale Kräfte – ich bin sicher Du wirst diese enorme Herausforderung meistern.
viele Grüße aus dem Saarland
Bernd
Viel Glück und Erfolg!!!!
Hallo Martin
Es ist einfach genial wie du körperliche und mentale Herausforderungen zusammenfügst. Wir werden deinen Lauf verfolgen. Du bist ein riesen Vorbild in jeder Hinsicht.
Viel Kraft
Gerald und Doris