Schweiz Nord-Süd / Etappe 1 / Bargen – Rheinfall

Etappe 1: Bargen – Schaffhausen – Rheinfall (Schloss Laufen)

Datum: Samstag, 3. Juni 2017
Strecke: ca. 17.5km
Marschzeit: ca. 3:30h
Teilnehmer: Martin / Silvia

Die Entstehung von „Schweiz Nord-Süd“

Ein Lebenstraum von mir ist, einmal eine mehrmonatige Trekking-Tour, wie zum Beispiel den Pacific Crest Trail oder den Appalachian Trail in Amerika, zu unternehmen. Davon heruntergebrochen, wäre ein Zwischenziel mal ein mehrwöchiges Trekking in Europa (Jakobsweg, Kungsleden), um Erfahrungen zu sammeln und den Traum überhaupt mal zu testen. Daraus wiederum hatte sich die Idee einer Schweiz-Durchquerung von West (Genf) nach Ost (Münstertal) ergeben.

Diese West-Ost-Durchquerung wollte ich mir eigentlich zum 40. Geburtstag gönnen. Ich rechne etwa mit drei Wochen, welche ich dafür brauchen würde. Die Zeit war in meinem Kalender auch schon reserviert, allerdings hatte sich dann abgezeichnet, dass es weder familiär noch geschäftlich noch persönlich, Sinn machen würde, das Projekt dieses Jahr umzusetzen. – Um trotzdem ins handeln, bzw. wandern zu kommen, entwickelte ich das Projekt „Schweiz Nord-Süd“, also vom nördlichsten Punkt der Schweiz bei Bargen, bis zum südlichsten bei Chiasso zu wandern. Dies nicht ein einem Stück, sondern einfach in Etappen, so wie ich Zeit und Lust hätte.

Ich plante auf der Schweizmobil-Plattform mal eine Route auf Wanderwegen und kam auf gut 360km von Bargen nach Chiasso. Die Idee war, mit ÖV nach Bargen zu fahren und dort loszumarschieren. Am Etappenende würde ich dann mit ÖV nach Hause fahren und das Projekt bei nächster Gelegenheit an diesem Punkt wieder aufnehmen. Falls möglich, würde ich dabei mehrere Tagesetappen aneinander laufen und dabei in Zelt, Jugendherberge oder Hotel übernachten. Wenn jemand (Familie, Freunde) Lust hätte, könnten sie mich auch begleiten. Eine Zeitlimite für das Projekt setzte ich mir bewusst nicht. Vielleicht wird es innerhalb von 12 Monaten abgeschlossen, vielleicht brauche ich drei Jahre dazu. Ich würde es aber zuerst abschliessen, bevor ich das „West-Ost-Ding“ durchziehe.

Vorgeschichte Etappe 1

Zum 40. Geburtstag kaufte ich mir zuerst mal einen mächtigen 70l-Trekking-Rucksack, welcher auf jeden Fall für Mehrtagestouren mit Zelt und Schlafsack genügen würde. Aus einem Rucksack-Test, entwickelte sich dann spontan noch das „Aarau-Genf“ Projekt, welches ich im Mai zuerst mit Remo (Etappe 1) und dann mit der ganzen Familie (Etappe 2) startete. – Mir machte es Spass, Silvia machte es Spass und das kinderfreie Pfingstwochenende (Pfadi-Lager) stand vor der Tür. Der perfekte Zeitpunkt für den Start von „Schweiz Nord-Süd“ war gekommen.

Mein Plan war, am Samstag sobald die Jungs weg wären, nach Bargen zu reisen. Dort nach 13:00 Uhr zu starten und bis nach Schaffhausen zu wandern. Übernachtung in Schaffhausen und am Sonntag entlang des Rheins weiter zu wandern. Die Wetterprognosen sagten Gewitter für Samstag Abend und starken Regen für Sonntag an. Wir packten mal Regenschutz komplett ein und würden dann am Sonntag entscheiden müssen, ob und wieviel wir noch wandern würden. Für die Übernachtung hatte ich ein günstiges Doppelzimmer in einem Backpacker-Hotel in Schaffhausen reserviert. Ich dachte wir schlafen da besser, als im Schlafsaal der Jugendherberge. Diese Annahme sollte sich noch als relativ herausstellen.

Über Aarau-Zürich-Schaffhausen reisten wir nach Bargen und entstiegen dort um 13:05 Uhr dem Bus. Die GPS-Uhr hatte die Satelliten rasch gefunden, ich drückte den Startknopf und das Projekt „Schweiz Nord-Süd“ war lanciert!

Die Bushaltestelle in Bargen: Unser Startpunkt

Etappe 1: Bargen – Rheinfall

Die Idee war es ja mal, vom nördlichsten Punkt der Schweiz loszulaufen. Dies umzusetzen hätte aber ein Autostopp-Übung oder eine Out-and-Back-Wanderung zur Folge gehabt, auf welche ich keine Lust hatte. So stellte ich Opportunismus über Perfektionismus und wir starteten halt einfach bei der ÖV-Haltestelle, welche am nächsten bei nördlichsten Punkt der Schweiz liegt. Für die Navigation hatte ich mir die geplante Route auf Schweizmobil.ch im Massstab 1:25’000 ausgedruckt. Da wir immer Wanderwegen folgten, konnte ja aber praktisch nichts schiefgehen.

Wettertechnisch ist alles im grünen Bereich. Es hat zwar ein paar Quellwolken am Himmel, von Gewitter ist aber noch nichts zu sehen. Ich gehe davon aus, dass wir in Schaffhausen sein sollten, bevor das Gewitter kommt. Die Prognosen für Sonntag haben sich auch schon stark gebessert und ich denke eine zweite Etappe sollte morgen möglich sein. Der Weg führt zuerst ein paar Meter aufwärts aus dem Dorf und dann der westlichen Talflanke des Merishuusertaals entlang Richtung Schaffhausen.

Im Merishuusertaal

Um den konditionellen Stärkenunterschied auszugleichen, trage ich das gesamte Gepäck im grossen Rucksack und Silvia läuft ohne Ballast. Das funktioniert gut und ich denke die Belastung ist ziemlich ausgeglichen. Auf jeden Fall wird es mir nicht langweilig mit dem Rucksack und ich bin froh, wenn der Weg durch den Wald und damit Schatten führt. Wir haben genügend Flüssigkeit mitgenommen, was es heute auch braucht. Wie ich am Abend merke, trinke ich allerdings während der Wanderung zu wenig, da es mir zu mühsam ist, die Flasche von hinten hervorzukramen.

Nach 35 Minuten Marsch kommen wir an der Badi von Merishausen vorbei und Silvia nutzt die Gelegenheit für einen WC-Stopp. Dann marschieren wir durch Merishausen-City, bevor es wieder hoch an die Talflanke und in die schattigen Wälder geht.

Merishausen

Es ist ein toller Tag zum wandern und wir geniessen die Zeit in der Natur. Es ist fast wie in den Zeiten, bevor wir verheiratet waren und Kinder hatten. Einfach wir in Bewegung. Super Sache. Nach 1.5 Stunden Marschzeit kommen wir dann aus dem Wald und langsam wieder „zurück in die Zivilisation“. Am Rande eines Industriegebiets, baut der Uhrenhersteller IWC hier eine neue Manufaktur. Eine riesen Baustelle, auf welcher auch am Samstag Nachmittag gearbeitet wird. Es wird jetzt immer urbaner und ohne Schatten auf den Teerstrassen zu marschieren ist anstrengend.

Schaffhausen kommt näher

Die angekündigten Gewitter sind noch nicht in Sicht, als wir nach 2:30h Marschzeit in der Schaffhauser Altstadt ankommen. Die Geschäfte sind vor 16:00 Uhr noch offen und die vielen Leute überfordern uns ein wenig, nach den einsamen Kilometern. Da wir zeitlich, körperlich und wettertechnisch nichts dagegenspricht, beschliessen wir gleich bis zum Rheinfall weiterzuwandern und dann mit dem Zug zurück nach Schaffhausen zu fahren.

Altstadt Schaffhausen

Wir wechseln gleich in Schaffhausen auf die südliche Rheinseite. Im nachhinein betrachtet wäre das nördliche Ufer wohl die schönere Wahl gewesen. Viele Leute geniessen den Samstag Nachmittag am Rheinufer und vertreiben sich die Zeit mit chillen, trinken, rauchen, bräteln, biken, wandern, ….

Am Rhein bei Schaffhausen

Meine Füsse brennen etwas. Ich hätte die Einlagen, welche ich bei den Ultra-Läufen verwende, auch hier einsetzen sollen. Silvia hat auch brennende Fusssohlen. Solange es schattig ist und landschaftlich attraktiv, läuft es einfach. Wenn es an brennender Sonne, auf Teerstrasse durch Quartiere geht, dann sinkt die Energie rasch ab und das Leiden setzt ein. Insgesamt sind wir aber immer noch gut unterwegs und das Tagesziel kommt näher.

Rhein oberhalb Rheinfall

Dann geht es wieder in den Wald und schon bald hören wir in der Ferne das Tosen des Rheinfalls. Das Schloss Laufen, welches über dem Rheinfall thront, wird sichtbar. Nur noch ein paar Minuten, dann haben wir unser Tages-Soll erreicht. – Ein letztes Aufstieg hoch zum Schloss. Hier kommen wir nun definitiv in die Menschenmassen rein. Nach 3:27h und 17.5km stoppe ich die Aufzeichnung auf der GPS-Uhr. Die erste Etappe ist absolviert und das Projekt „Schweiz Nord-Süd“ somit erfolgreich gestartet.

Rheinfall

Abspann

Ich will noch einen „schlauen“ Blick auf den Rheinfall werfen. Dies ist jedoch gar nicht so einfach, da man ein Ticket kaufen muss, um direkt an den Rheinfall hinzukommen. Dazu fehlt mir aber die Motivation. Wir müssen noch ein paar Minuten auf den Zug warten und ich freue mich, den Rucksack ablegen zu können. In wenigen Minuten sind wir dann zurück in Schaffhausen und finden das Hotel rasch. Wir checken ein, bringen die Sachen aufs Zimmer und dann geht es gleich zum Nachtessen in die Altstadt. Das Essen beim Italiener ist gut und für mich das trinken fast noch wichtiger.

Altstadt Schaffhausen

Nach dem Essen gibts noch eine Glace am Rheinufer. Die schwarzen Wolken kommen aber immer näher und wir entschliessen uns vor 20:00 Uhr zurück ins Zimmer zu gehen. Unterwegs fallen dann auch schon die ersten Tropfen und wir kommen grad noch rechtzeitig im Hotel an, um nicht total geduscht zu werden.

Der Besitzer des Hotels stoppt uns dann noch kurz und kündigt eine lärmige Geburtstagsparty in der Bar im Erdgeschoss an. Er bezahlt mir auch gleich 20.- vom Zimmerpreis zurück. Ab 22:30 Uhr soll es leiser sein. Wir sind gespannt und gehen aufs Zimmer. Ich bin körperlich müde und sehr zufrieden und entspannt. Ein toller Tag geht zu Ende!

 

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