Swiss City Halbmarathon Luzern 2018 / Super Saisonabschluss!

Vorgeschichte

Eigentlich könnte man den Sonntag Morgen nach der Zeitumstellung so verbringen: 7:00 Uhr aufstehen, 20 Kilometer joggen gehen, Gipfeli holen, duschen und dann um 10:00 Uhr mit der Familie Frühstücken. – Da mein innerer Schweinehund aber zu stark ist melde ich mich schon Wochen vorher für den SwissCity Marathon an, stehe dann um 6:00 Uhr auf, fahre nach Luzern, warte eine Stunde in der Kälte, laufe dann eine oder zwei Runden, dusche mit 10oo anderen und komme  dann erst am Nachmittag wieder nach Hause. (Hätte man seinen inneren Schweinehund im Griff, wäre das Leben einfacher!)

Ein Saisonabschluss ohne Luzern ist schon fast nicht mehr vorstellbar. Dieses Jahr habe ich mich aber für den Halbmarathon entschieden. Flache Marathons sind mir zu stressig geworden. Ich trainiere zu wenig dafür und es macht mir auch zu wenig Spass. Zudem schadet es mir nicht, wenn ich mal etwas kürzer und schneller laufe und nicht immer im Schneckentempo unterwegs bin.

Pius macht für dieses Jahr ebenfalls das Downgrade zum Halbmarathon. Irgendwann werden alle weiser. Markus kommt wie letztes Jahr auch wieder mit und wir beider profitieren wiederum vom Wicki-Allround-Service: Startkarte im Laufe der Woche abgeben, Sonntag Morgen ins Auto steigen, Startnummer entgegennehmen, hinfahren lassen und nach dem Rennen wieder heimchauffieren lassen. Was will man mehr? – Herzlichen Dank an Gertrud und Pius!

Vor dem Rennen

Die Fahrt nach Luzern verläuft ohne Probleme. Mit dem Schiff vom KKL zum Verkehrshaus und dann zu Fuss zu den Garderoben. Die Diskussionen drehen sich ums Wetter. Es ist kühl und regnerisch. Jacke anziehen oder nicht. Ich glaube, ich bin dieses Jahr noch gar nie im Regen gelaufen. Ich entscheide mich, mit langen Hosen, Mütze, Handschuhen und Regenjacke an den Start zu gehen.

Zum Glück regnet es vor dem Start nicht. Es ist aber ungemütlich kalt mit nur wenigen Plusgraden. Wir warten bei Gertrud im Verkehrshaus-Kaffe bis 8:45 Uhr. Dann raus, um ein paar Schritte einzulaufen. Schon auf den ersten Metern fühle mich gut und habe Lust zu laufen. Ich merke dann aber auch bald, dass ich unbedingt vor dem Start noch auf die Toilette muss, sonst wird es ein ziemlich verkrampfter Lauf werden. – Also vor einem Toitoi in die Warteschlange stehen. Als ich endlich drin sitze, geht die Elite vorne schon fast auf die Strecke. – Etwas Stress vor dem Start bin ich mir ja jetzt vom Hallwilerseelauf gewohnt. Nachdem alle System geleert sind, jogge ich nach vorne zur Startaufstellung.

Ich stelle mich in den Startblock für eine Zeit unter 1:50h. Irgendwie bin ich dann aber irritiert, dass der 1:50h-Pacemaker im selben Startblock ganz vorne steht. Als dann Käthi auf einmal neben mir steht, wird mir klar, dass ich einen Block weiter hinten stehe. Da ich zu knapp dran war, sind die Blöcke bereits eine Stufe nach vorne verschoben worden und die Tafeln standen deshalb nicht mehr richtig. – Spielt keine Rolle. Ich habe sogar das Gefühl, mit den etwas langsameren Läufern zu starten, könnte ein zu schnelles Anfangstempo verhindern.

Eine Minute vor dem Start wird mir klar, dass ich mit der Regenjacke wohl im eigenen Schweiss ersäufen werde. Es regnet nicht und die Temperatur beim Laufen müsste auch ohne Jacke gut funktionieren. Also Jacke ausziehen und umbinden.

Swiss City Halbmarathon Luzern

Dann erfolgt der Startschuss und es geht endlich vorwärts. Mein Ziel ist, die Leistung vom Hallwilerseelauf zu bestätigen und nochmals unter 1:45h zu bleiben. Ich will versuchen, diesmal etwas schneller zu starten und am Ende wieder durchzubeissen. Vielleicht liegen so noch 2-3 Minuten drin. Von der Strecke her müsste es hier einerseits einfacher sein, da mehr Platz zur Verfügung steht und man einfacher überholen kann und so das Tempo gleichmässiger laufen kann. Andererseits hat es die kleinen Hügel drin und ich weiss nicht, wie stark die bremsen.

Die ersten 500 Meter ist es noch etwas eng und hektisch. Dann beruhigt sich die Situation und ich überprüfe mal die Pace. Den ersten Kilometer lege ich ziemlich genau in 5 Minuten zurück. Das ist okay, ich will aber noch etwas schneller laufen. Allerdings hänge ich etwas hinter dem Pulk der Pacemaker für 1:50h-Halbmarathon und 4:30h-Marathon. Nach der Seebrücke „greife“ ich dann an und überhole diese Gruppen und habe dann mehr Platz, um mein Tempo zu laufen.

Es wird mir wärmer und ich ziehe bald die Handschuhe und später auch die Mütze ab und verstaue diese in der umgebundenen Jacke. Temperaturmässig finde ich es beim laufen nun ziemlich ideal. Etwas Sorgen macht mir aber, dass ich leichtes Kopfweh habe. Ich hoffe, das wird nicht schlimmer.

Ich versuche gleichmässig zu laufen und da ich immer noch etwas schneller bin, als die Leute um mich herum, überhole ich ständig. Das gibt einem zwar ein gutes Gefühl, ich bevorzuge es aber eigentlich, mit einen Pace zu suchen und diesem kräftesparend nachzulaufen. Nach dem Eiszentrum dann der erste kleine Hügel. Ich versuche das Tempo möglichst zu halten und der Puls steigt erstmals bis 170 Schläge hoch. Ist aber kein Problem, denn danach wird es wieder flach. Betreffend Renneinteilung ist es schon ein Vorteil, wenn man die Strecke gut kennt.

Die ersten 5 Kilometer schaffe ich in gut 24 Minuten. Das ist genau nach Plan bzw. etwas schneller. Dann kommt der zweite Hügel, rüber nach St. Niklausen. Hier nähert sich mein Puls kurzfristig der 180. Ist aber heute kein Problem, da ich ja nur eine Runde laufen muss. Beim Marathon wird es hier auf der zweiten Runde jeweils hart. Mein Kopfweh ist nun weg und ich fühle mich gut. Allerdings nervt mich die umgebundene Jacke, welche sich mit der Startnummer verwickelt und irgendwie nicht unter Kontrolle zu bringen ist. Ich richte das Ding dauernd wieder, aber es bleibt nicht in Position.

Bei den Verpflegungen nehme ich mir jeweils einen Becher Wasser. Irgendwie schaffe ich es heute jedes mal, den ersten Schluck durch die Nase reinzuziehen. Zum Glück ist heute nicht so durstiges Wetter.

In St. Niklausen passiere ich dann die 7 Kilometer-Marke und es ist Zeit für eine erste Hochrechnung zur Finish-Zeit. Ich habe bis hier ca. 33.5 Minuten gebraucht. Multipliziert mit 3 ergäbe eine Zeit um 1:40h. Das wäre schnell und ich traue der Sache nicht so recht. – Als nächstes geht es nun über den Hügel nach Horw und dort ist dann schon halbe Strecke.

Der Aufstieg geht gut und der Puls steigt nur leicht über 180 Schläge/Minute. Die Jacke nervt mich nun immer mehr und ich merke, dass mir das Gehadere zu viel mentale Energie raubt. – So beschliesse ich, der Sache keine Aufmerksamkeit mehr zu widmen. – Nur wenige Meter nach diesem Entschluss entdecke ich weiter vorne meinen Nachbar Uwe, welcher mit seinem ElliptiGO-Bike auf der Strecke ist. Meine Rettung! – Ich binde mir die Jacke ab und schmeisse diese bei Uwe auf den Lenker. Er bringt mir diese dann nach Hause. Herzlichen Dank Uwe!

Ein Problem weniger und keine Hügel mehr bis ins Ziel! Beschwingt gebe ich im Downhill nach Horw Gas. – Wir kommen runter, direkt an den See. Die Aussicht ist aber nicht so toll und das Wetter hat sich verschlechtert. Im Prinzip hat es genau nachdem ich meine Regenjacke abgegeben habe, mit Regnen begonnen. Nun herrscht ein richtiger Graupelschauer und es ist etwas unangenehm. Ich betrachte es aber so, dass der Adventure-Effekt des Laufes steigt und versuche die Situation zu geniessen.

Die zahlreichen Zuschauer-Gruppen, welche an der Strecke stehen, lassen sich durchs Wetter auch nicht die Laune verderben. Mich fasziniert das hier in Luzern immer wieder. Ganze Nachbarschaften schliessen sich zusammen, organisieren eigene Verpflegungsstände, feiern ACDC-Partys auf den Balkonen oder feuern die Läufer sonst irgendwie an. Einfach eine tolle Stimmung.

Ich überhole Urs, welcher den Marathon macht und freue mich, ihn zu treffen. Für mich bin ich froh, dass ich heute nur eine Runde machen muss. Bevor es dann richtig nach Horw reingeht, passiere ich die 10.5 Kilometer. Wieder eine Hochrechnung: Ich habe nicht ganz 50 Minuten gebraucht, das würde immer noch bedeuten 1:40h für die ganze Runde. Ich rechne grundsätzlich damit, eher etwas langsamer zu werden. Allerdings wäre die erste Hälfte betreffend Topografie ja die anspruchsvollere gewesen.

Urs jubelt trotz Graupelschauer

Gemäss Pulsuhr ist alles in Ordnung und ich fühle mich auch gut. Im Kopf gehe ich die Strecke bis ins Ziel schon mal durch. Schwierig wird es für mich immer nach Horw, rüber zur Allmend. Durch die Schrebergärten und nachher entlang der Bahnlinie. Nicht meine Lieblingsstrecke und auch heute muss ich etwas kämpfen, um nicht den Fokus und damit den Speed zu verlieren. Einen Pacemaker finde ich nicht, da ich immer noch schneller als mein direktes Umfeld unterwegs bin.

Noch vor der Swisspor-Arena sind dann 2/3 der Distanz absolviert. 1:06h und ein paar zerquetschte. Das ist immer noch im Bereich eines 1:40h-Finishs.  Bis zum Stadion und dann durch die Swisspor-Arena läuft es sich wieder einfacher. Ich geniesse diese Passage. Nachher wird es nochmals etwas eintöniger, aber da die restlichen Kilometer nun bereits an einer Hand abzählbar sind, ist mir das egal.

Durch die Swisspor-Arena

Erfreulich ist, dass ich mein Tempo konstant schneller als 5Min/km halten kann. Ich überhole auch ständig andere Läufer und das ist natürlich motivierender, als selber überholt zu werden. Über den Güterbahnhof und durch den SUVA-Tunnel geht es zurück Richtung KKL. Bei der Passage durchs KKL tanke ich nochmals Energie für den „Endspurt“.

Runter in die Altstadt muss ich dann nochmals etwas kämpfen. Das gehört aber dazu und es sind ja nur noch 3 Kilomter. In 15 Minuten ist das Ganze gelaufen. Über die Reussbrücke und wieder hoch zum Schwanenplatz. Dort laufe ich auf den 1:45er-Pacemaker auf, was mich etwas stutzig macht. Eigentlich müsste ich doch vor dem sein. – Die Lösung ist natürlich, dass ich einen Startblock weiter hinten gestartet bin.

Ich überhole die Gruppe und passiere kurz darauf die 19 Kilometer-Marke. Meine Uhr zeigt weniger als 1:30h. Das bedeutet, dass ich unter 1:40h bleiben kann und damit eine neue persönliche Bestzeit drin liegt. – Von dieser Perspektive angestachelt mobilisiere ich die restlichen Kräfte und versuche einfach die Pace zu halten. Die Aufzeichnung zeigt später, dass ich sogar schneller laufe und diese beiden letzten Kilometer meine schnellsten im Rennen sind.

Finisher-Bild (Wieder einmal mit beiden Füssen in der Luft. Wie ein richtiger Läufer)

Bei 1:38:32 stoppt die Uhr schlussendlich. Eine Zeit, welche ich mir nicht erträumt hatte. Heute hat es einfach gepasst und ich bin sehr zufrieden mit der Zeit und dem Rennen. Es hat sich lockerer angefühlt, als am Hallwilerseelauf und war trotzdem deutlich schneller.

Fazit und Ausblick

Ich war davon ausgegangen, die 1:45h vom Hallwilerseelauf bestätigen zu könne und vielleicht noch 2 Minuten schneller zu sein. Dass es aber gleich zu einer neuen persönlichen Bestzeit reichen würde, hätte ich nie gedacht. Ein super Saisonabschluss, welcher Lust auf mehr macht. – Ich werde versuchen, dieses Jahr auch über die Wintermonate regelmässig in Bewegung zu bleiben und das Gewicht einigermassen zu halten. Ich bin recht zuversichtlich, dass es mir dieses mal gelingen wird.

Für nächste Saison steht der Eiger Ultra E51 fix auf dem Programm, bei welchem ich glücklicherweise einen Startplatz bekommen habe. Als Vorbereitung dazu möchte ich wieder zum Swiss Canyon Trail fahren. Mit dem Swissalpine T88 hätte ich noch eine Rechnung offen, welche allenfalls 2019 beglichen werden könnte.

Saisonhöhepunkt soll die Teilnahme am Run for Hope-Projekt 2019 werden. Die Planung dazu ist angelaufen. Sobald die Sache spruchreif ist, gibt es Informationen direkt auf der Run for Hope-Homepage.

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