Skitour „Bärenhorn 2’930m“

Vorgeschichte

Seit ich mich wieder intensiver sportlich betätige, dient mir Markus Hauri als Vorbild. Unzählige Läufe und Events hat er gefinisht und inzwischen haben wir auch gemeinsam ein paar sportliche Abenteuer bestanden (siehe beispielsweise: The Wayve24h-Lauf Brugg). Er hat auch immer wieder von den Skitouren geschwärmt, welche er im Winter unternimmt und mich damit ein wenig mit diesem Virus infiziert. – Und nun ist endlich der Tag gekommen, an welchem wir die erste gemeinsame Skitour unternehmen wollen.

Dank dem Geburtstagsfest meiner Schwester am Vorabend und der Umstellung auf die Sommerzeit, wird es eine ziemlich kurze Nacht. Um 5:00 Uhr stehe ich bei Markus bereit und gemeinsam fahren wir Richtung Urnerland und in Wassen Richtung Sustenpass. Kurz hinter Färigen steht dann eine Kolonne parkierter Autos und auch wir reihen uns dort ein.

Der Skitouren-Parkplatz später bei Tageslicht

Um 6:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Ziel ist das Bärenhorn, welches zwischen dem Meiental und dem Engelbergertal liegt.

Aufstieg Bärenhorn

Am Ende der Autokolonne finden wir den Schnee, welcher noch mehrere Dezimeter hoch auf der Passstrasse liegt. Einmal müssen wir ein paar Meter auf den Fellen über den nackten Asphalt, einmal zwischen Steinbrocken durch, welche mit dem Schnee auf die Strasse gerutscht sind. Die Stirnlampen können wir bald ausschalten, da es rasch aufdämmert und sich ein toller Sonnentag ankündigt.

Nach 20 Minuten zweigen wir von der Passstrasse ab und marschieren nordwärts ins Seitental (Chlialp). Wir können verschiedene Gruppen beobachten, welche sich im Gebiet bewegen und anscheinend verschiedene Ziele ansteuern. Markus meint der Aufstieg betrage so 1’200 bis 1’300 Höhenmeter. Sollte für mich machbar sein. Markus nimmt es ein wenig gemütlicher als Urs und hält auch mal kurz an, um ein Foto zu machen. Ich geniesse die Ruhe und bin gespannt auf den weiteren Aufstieg.

Route Bärenhorn

Rund 30 Minuten brauchen wir von der Passstrasse bis zuhinterst ins Tal. Dort montieren wir die Harscheisen, bevor es vom Talboden die östliche Talflanke hochgeht. Für mich wird es härter, da ich bald wieder feststellen muss, dass ich nicht so steil steigen kann, wie Markus. Die Situation hatte ich jetzt jedes Mal, wenn ich mit routinierten Leuten unterwegs bin. Ich versuche deshalb gar nicht, Markus zu folgen und wähle meine eigene, mir komfortable Spur. Mit den Harscheisen fühle ich mich sicher und ich merke, dass es besser geht, wenn ich etwas mehr Vorlage gebe. Richtig Freude habe ich, dass mir die Spitzkehren gut gelingen und ich mich auch bei diesem Manöver immer sicherer fühle.

1:45h nach dem Start haben wir den ersten Steilhang und insgesamt etwa 700 Höhenmeter überwunden. Die Bergspitzen rundherum erstrahlen bereits im Sonnenschein. Wir sind noch im Schatten und machen eine kurze Pause und montieren auch die Harscheisen wieder ab.

Kurze Pause

Noch sind wir im Schatten

Weiter geht es relativ flach durch ein Hochtal. So ist es völlig stressfrei und ich kann es total geniessen. Ich habe wieder das Trinksystem montiert und trinke regelmässig ein paar Schlucke durch den Schlauch. Ich probiere auch die „Clif Bloks“, welche mir Andrea Huser geschenkt hat. Erfreulicherweise habe ich heute auch nach über 2 Stunden überhaupt keine Probleme mit den Füssen. Ich habe die Hoffnung, heute ohne Blasen davon zu kommen.

Dann ist das Hochtal zu Ende und es folgt wieder ein steilerer Aufstieg. Markus kann ohne Harscheisen hochlaufen, ich halte kurz und montiere meine wieder. Mittlerweile haben wir 1’000 Höhenmeter überwunden und ich gehe davon aus, dass es nur noch maximal 300 Höhenmeter mehr sind. Wir sind zwar immer noch im Schatten, aber die Temperaturen steigen und nach rund 2:45h Tourzeit bin ich auch nicht mehr ganz frisch.

Um 9:30 Uhr stehen wir dann auf dem Rossfirn und es wird nochmals etwas flacher. Kurze Pause, dann überqueren wir den Rossfirn und es geht in den letzten Steilhang. Dieser ist zwar kurz, aber mir fehlt nun die Power. Mittlerweile sind wir aus dem Schatten der Berge und marschieren an der prallen Frühlingssonne. Ich muss mental beissen, da wir die von mir erwarteten Höhenmeter bereits absolviert haben, der Gipfel aber immer noch nicht in Sicht ist. Es nervt mich, dass ich das Tempo von Markus nicht mitgehen kann. Er muss (wie eigentlich meistens) wieder mal auf mich warten! Für ein paar Minuten fehlt mir etwas die Motivation, diese kommt dann aber sehr schnell zurück, als der Steilhang endet und es „ums Eck“ Richtung Chüefadpass geht.

Von dort geht es noch ein paar hundert Meter praktisch flach rüber zum Bärenhorn. Nach 3:45h Aufstieg haben wir den Gipfel auf 2’930m erreicht. Die Uhr zeigt 1’460 Höhenmeter Aufstieg. Ich freue mich über die Leistung und darüber, dass es mit Ausrüstung und Technik immer besser geht. Und heute freue ich mich sogar ein wenig auf die Abfahrt.

Auf dem Bärenhorn – Unten im Tal Engelberg

Blick Richtung Berner Alpen

 

Abfahrt

Nach einer kurzen Pause machen wir uns für die Abfahrt bereit. Markus fährt voraus und ich versuche zu folgen. Anfangs ist es ziemlich hart und schüttelt dementsprechend. Nicht unbedingt ein Genuss, aber für mich berechenbar und deshalb gut zu fahren. Bald wird der Schnee etwas weicher und die Sache beginnt mir richtig Spass zu machen.

Innerlich texte ich bereits ein sms an Urs im Stil von: „Endlich habe ich jemanden gefunden, welcher weiss wo die schönen Abfahrten sind!“. – Die Freude ist dann aber jäh vorbei, als wir in einem engen, zerfahrenen und gefrorenen Couloir stehen. Das übersteigt meine skifahrerischen Fähigkeiten bei weitem und ich bekomme die Gelegenheit, intensiv an meiner Rutschtechnik zu feilen. – Nicht viel Spass, dafür Erfahrung gesammelt.

Im Couloir

Die Mühen im Couloir werden dann doch noch mit ein paar tollen Abfahrtsmetern und einer gemütlichen Gleitfahrt raus aus dem Tal entschädigt.

So macht es Spass

 

Blick zurück

Auf der Sustenstrasse zeigt sich dann nochmals der Unterschied zwischen „altem Hasen“ Markus und „Newbie“ Martin. Er überwindet die 3,2 Meter Asphalt vorsichtig auf den Skiern. Ich nutze die Gelegenheit, um Bindungs-Manipulationen zu üben.

Sustenpassstrasse

Nach 4:25h ist der Schnee zu Ende Uhr und wir marschieren zurück zum Auto. Bevor es heimgeht, kehren wir noch kurz in der Besenbeiz in Meien ein und geniessen die warme Sonne auf der Terrasse.

Fazit

Das Ziel für nächsten Winter muss sein, dass ich genügend Kraft und Kondition aus dem Herbst retten kann, damit ich so 1’500 Höhenmeter „locker“ durchmarschieren kann. Das funktioniert momentan nicht.

Erfreulich ist, dass ich mich in den steilen Aufstiegen und vor allem in der Abfahrt sicherer fühle. Positiv ist auch, dass ich fast keine Probleme mit den Schuhen hatte. Eine kleine Blase hat es gegeben, diese hat mich aber weder während, noch nach der Tour gestört.

Herzlichen Dank an Markus für die tolle Tour!

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