Vorgeschichte
Urs lädt mich vor Ostern nochmals auf eine Skitour ein. Ich darf wählen, ob ich Gründonnerstag oder Karfreitag mitgehen will. Da ich im Geschäft vor Ostern noch ein paar Sachen vom Schreibtisch bringen will, entscheide ich mich für den Karfreitag. Aufs Rottällihorn soll es gehen und dann allenfalls noch aufs Gross Leckihorn. Um 6:30 Uhr soll ich in Realp marschbereit sein.
Also startet der Wecker mein Osterwochenende am Karfreitag um 4:20 Uhr. Als ich auf ein paar Cornflakes rumkaue, mache ich etwas spät die geistige Verbindung von Gotthardautobahn, Ostern und Stau. Kurz die App gecheckt und ach weh: Die stehen bereits auf 5 Kilometern. Ich werde es nicht in 90 Minuten bis Realp schaffen.
Mein Aufbruch gerät nun etwas hektisch und irgendwie habe ich noch das Gefühl, ich hätte etwas vergessen, als ich Richtung Sursee fahre. Je näher ich dem Urnerland komme, desto später wird die Ankunftszeit, welche mein Navi angibt. Ein klares Zeichen, dass der Stau länger wird. Im Radio werden dann bereits 10 Kilometer gemeldet und ich verlasse in Erstfeld die Autobahn und schlage mich auf der Hauptststrasse durch. Ganz knapp vor 6:30 Uhr komme ich in Realp an. Der Schaden hält sich soweit in Grenzen. Allerdings stelle ich fest, dass mein Portemonnaie fehlt. Hatte ich das beim einladen nicht aufs Autodach gelegt?
Aufstieg Rottällihorn
Patricia und Urs sind natürlich schon bereit und so geht es ohne Portemonnaie los. Die Temperatur beträgt ca. 6°C und das fühlt sich ziemlich warm an. Heute hat sind nicht so viele Tourengänger unterwegs, wie letztes Mal. Dafür müssen wir die Skier länger tragen, da die Strasse schon vom Schnee geräumt wurde.
Mit den Skis an den Füssen geht es dann zuerst wieder auf der Strasse Richtung Witenwasseren-Tal. Diese Passage kenne ich von der letzten Tour auf die „Stotzigen Firsten„. Dieses Mal bleiben wir aber länger auf der Strasse da das Ziel eine Bergkette südlicher liegt. Der Aufstieg ist nicht kompliziert und auch vom Tempo her bin ich heute erfreulicherweise nicht überfordert. Ich kann es geniessen und habe sogar Zeit, zu überlegen, wo mein Portemonnaie liegen könnte.
Als wir nach rund anderthalb Stunden Marschzeit auf gut 2000 Metern sind, kommen wir vor dem Stelliboden an eine sehr föhnexponierte Stelle. War es vorher noch eher zu warm, wird es nun ziemlich frisch und wir hoffen, am Gipfel ist es ruhiger. Auf dem Stelliboden machen wir dann eine Marschpause. Eine grössere Gruppe hat hier auch Pause gemacht und bricht bereits wieder auf, als wir halten. Ich bin froh, als es auch für uns wieder weiter geht, da es beim stehen im Schatten doch frisch wird.
Wir nehmen eine andere Route als die Gruppe vor uns und verlieren diese aus den Augen. Trotz ein paar Spitzkehren bleibt die Route technisch einfach und ist für mich ohne Probleme bewältigbar. So stelle ich mir das vor!
Zwischendurch drückt die Sonne etwas durch, insgesamt haben wir uns den Tag aber strahlender vorgestellt. Nun sind wir aber wieder windgeschützt und es ist temperaturmässig wieder angenehmer. Ich geniesse den Aufstieg und es macht mir Spass.
Weiter oben treffen wir dann wieder auf die andere Gruppe. Wir sind eine etwas andere Route gegangen und haben deshalb aufgeholt. Wir lassen der Gruppe den Vortritt, überholen dann aber im folgenden Steilhang.
Vor dem Gipfel hat es dann eine kurze Steilstufe, für welche wir die Skier ausziehen. Das bin ich mir nicht gewohnt und komme kurz etwas ins Schnaufen. Dann nochmals die letzten Meter auf den Skis und wir stehen auf dem Rotttällihorn. Gebraucht haben wir rund 3:30h Marschzeit. Windig ist es zum Glück nicht, dafür aber sehr verhangen. Die Gruppe aus Malters kommt auch gleich und dann noch vier junge „Locals“.
Abfahrt nach Realp
Wir hoffen, dass es aufklart und wir noch rüber zum Gross-Leckihorn könnten. Als sich aber innerhalb einer Viertelstunde die Verhältnisse kaum verändern, beschliessen wir direkt nach Realp abzufahren.
Aus Rücksicht auf mich schnallen wir die Skier auf den Rucksack und gehen zu Fuss bis unterhalb der Steilstufe. Die Sicht ist schlecht und wir warten noch ein wenig mit der Abfahrt und hoffen auf ein wenig Sonne.
Die vier „Locals“ kommen dann auf Skiern über die Steilstufe und wir hängen uns ihnen an.
Was nun folgt ist mein typisches Trauerspiel bei der Abfahrt. Obenraus geht es noch einigermassen. Je weiter runter wir jedoch kommen, desto weicher wird der Schnee und desto grösser mein Kampf. Patricia und Urs müssen immer wieder auf mich warten, da ich einfach unsicher und vorsichtig unterwegs bin. Ich habe das Gefühl, die Abfahrt braucht mich körperlich mehr, als der Aufstieg.
Ich bin froh, als ich heil unten in Realp bin. Nach einem Kaffee mache ich mich aus der Winterlandschaft auf den Heimweg ins frühlingshafte Mittelland. Zu Hause herrscht strahlender Sonnenschein und über 20°C.
Mein Portemonnaie finde ich den ganzen Tag nicht mehr. Am nächsten Tag meldet sich ein Mann. Er hat es auf der Suhrentalstrasse zusammengelesen und in die Ferien mitgenommen. Eine Woche später kann ich es bei ihm wieder abholen. Ende gut, alles gut!
Fazit
Aufstieg super. Wetter mässig. Abfahrt für mich schwierig. – Die Saison neigt sich dem Ende zu und ich freue mich bereits auf die nächste!
Herzlichen Dank an Patricia und Urs für die Geduld und die Tipps!
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