Etappe 10: Sisikon – Erstfeld
Datum: Donnerstag, 30. Mai 2019 (Auffahrt)
Strecke: ca. 18.5 km
Marschzeit: ca. 4:10h
Teilnehmer: Martin / David / Remo
Vorgeschichte
Unser Projekt „Schweiz Nord-Süd“ hat seit letztem Juli geruht. Irgendwie war sonst immer etwas los und auf die Etappe durchs Urnerland entlang der Autobahn Richtung Erstfeld hatte ich auch gar nicht so richtig Lust. Nun geht aber die Trailrunning-Saison wieder los und ein Ego-Projekt von mir für diesen Sommer ist die Alpenüberquerung von Amsteg nach Biasca. Wenn möglich will ich das im Juli angehen. Vorher wäre es deshalb im Sinne des Projekts aber wichtig, erstmal bis Amsteg zu marschieren.
Das Auffahrts-Wochenende mit tollem Wetter bietet sich da an, ein paar Kilometer weiterzukommen. Silvia geniesst das verlängerte Wochenende in Portugal und so haben wir Männer-Wochenende. Die Begeisterung für eine gemeinsame Wanderung ist vor allem bei David nicht so ausgeprägt. Wir handeln dann aber ein Beschäftigungs-Programm aus, welches für alle drei passt und der Start soll diese Wanderung am Auffahrts-Donnerstag sein.
Routenplanerisch geht es mir nicht so richtig auf. Sisikon bis Amsteg (ca. 24km) in zwei Etappen gibt zwei etwas kurze Teilstücke. Sisikon-Amsteg direkt, dann aber eine zu lange Etappe für die Jungs. So entschliesse ich mich, eine Etappe von Sisikon nach Erstfeld (18.5km) mit den Jungs zu machen. Als nächstes würde es dann direkt die „Gotthard-Basistunnel“-Etappe von Erstfeld nach Biasca geben.
Wir fahren um 7:30 Uhr in Schöftland weg. Kaufen unterwegs noch Verpflegung (Schoggi-Gipfeli, Chips, Gummibärli, Getränke) und sind um 8:50 Uhr in Erstfeld. Um 9:01 Uhr fährt der Zug nach Sisikon. Dort starten wir um 9:15 Uhr unsere Wanderung.
Sisikon – Erstfeld
Ein warmer Frühsommertag kündigt sich an und ich bin froh, dass der erste Teil der Strecke im Schatten liegt. Bis Flüelen bewegen wir uns immer zwischen dem Seeufer und der Axenstrasse und sammeln so auch ein paar Höhenmeter.
Remo beklagt, dass er müde ist und findet die Wanderung am Anfang noch nicht so toll. Es geht dann aber immer besser und wir finden in einen gleichmässigen Rhythmus. Bei der Tellkapelle rekapitulieren wir die Geschichte von Wilhelm Tell und schauen auch kurz zum Rütli rüber.
Die Bahnstrecke wird hier saniert und wir können die verschiedenen Bauschritte vom „nackten“ Untergrund, über das Schotterbett bis zum Einbau der Schienen studieren. Wegen Steinschlägen gibt es ebenfalls Baustellen hier. An einer Stelle ist der Weg gesperrt und wir müssen rund 300 Meter durch einen Strassentunnel marschieren. Der dauernde Verkehr und ohrenbetäubende Lärm im Tunnel sind der Wahnsinn. Irgendwie scheint heute alles auf Achse zu sein.
Wir sind froh, als wir aus dem Tunnel sind und wieder von der Strasse wegkommen. Einen Drittel der Strecke haben wir geschafft. Die Höhenmeter liegen hinter uns, dafür kommen wir nun in die Sonne und es wird warm.
In Flüelen machen wir eine kurze Pause, damit Remo auf dem dortigen Spielplatz ein paar Geräte ausprobieren kann. Danach geht es durchs Naturschutzgebiet des Reuss-Deltas rüber zum Reussdamm. Hier hat es nun viele Spaziergänger und Velofahrer unterwegs. Landschaftlich ist es entlang der Reuss sehr schön.
Auf der Karte hatte ich die Situation wieder mal völlig falsch eingeschätzt. Die Gotthard-Autobahn ist zwar nur ein paar dutzend Meter vom Wanderweg entfernt. Da diese aber hinter dem Damm am anderen Flussufer geführt ist, bekommt man praktisch gar nichts davon mit.
Bei Seedorf haben wir 10 Kilometer geschafft und wir machen im Schatten unter einer Brücke wieder eine kleine Pause und essen ein Brötchen. David will immer noch vorwärts machen und die Sache rasch hinter sich bringen. Remo nimmt es etwas gemütlicher, marschiert aber auch wunderbar.
Wir haben es ziemlich kurzweilig und besprechen Themen wie Investitionsgüter-Leasing, Steuerprogression, Altersvorsorge und Drogenhandel. Was halt so wichtig ist im Leben!
Den Chips-Sack teilen wir uns dann während dem Marsch brüderlich auf. Etwas salziges ist hoch willkommen, denn mittlerweile ist doch auch ein wenig Schweiss geflossen.
Eindrücklich für mich dann das grosse Schwerverkehrszentrum Erstfeld. Hier wird sichtbar, wie viele Lastwagen Tag für Tag durch den Gotthard fahren.
Die versprochene „Ziel-Glace“ verfehlt ihre Wirkung nicht und so gehen auch die letzten Kilometer flüssig über die Bühne.
Nach knapp 4:10h haben wir die 18.5 Kilometer geschafft. Ich bin erfreut, wie gut es heute gelaufen ist. Es war unterhaltsam und wir hatten eine gute Zeit zusammen. Alle sind müde, aber auch ein wenig stolz und so schmeckt die Glace gleich doppelt so gut!
Ausblick
Als nächstes steht nun die Königsetappe über die Alpen an. Die einfachste Strecke würde wohl über den Gotthard-Pass führen. Mich reizt aber die direktere Route über den Oberalp-Pass und den Ritom-See. Die Strecke beträgt rund 90 Kilometer mit rund 5’500. Höhenmetern.
Ich weiss noch nicht genau, wie ich die Sache angehen will. Solo und am Stück würde ich wohl so 18 bis 20 Stunden brauchen. Ich möchte aber etwas von der Landschaft haben und nicht viele Stunden in der Dunkelheit absolvieren müssen. Sinnvoller wäre deshalb wahrscheinlich eine 2-Tages-Biwaktour. Mal sehen, wie es sich ergibt.
Ab Biasca ist die Sache dann wieder familientauglich. Ich freue mich auf das Tessin, da ich dort noch gar nicht so viel unterwegs war.
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