Datum: So, 15.09.2019
Route: Lago di Place Moulin – Aosta – Valgrisenche
Brigitte’s Strecke: 69km
Anja’s Strecke: 69km
Anni’s Strecke: 33km
Martin’s Strecke: 19km
Tagwache um 6:30 Uhr. Ich gewöhne mich ans schlafen im Bus und schlafe immer besser. Allgemein wird die Schlafqualität bei diesem Unternehmen nicht so gelobt. – Wir sind hier wirklich an einem schönen Fleckchen Erde gelandet gestern. Ich geniesse die Morgenstimmung im Valpelline.
Der Plan für den heutigen Vormittag sieht wie folgt aus:
Brigitte und Anja laufen die rund 35 Kilometer bis Aosta mit Velobegleitung von Anni. Karin und Silvia supporten unterwegs wieder mit dem VW-Bus. Andrea, Chrige und ich suchen mit dem Womo in Aosta einen Platz für die Mittagspause und erkunden wenn möglich bereits die Strecke für den Nachmittag bis Valgrisenche.
Um 8:00 Uhr sind Läuferinnen und Velobegleitung bereit und machen sich auf den Weg. Wir räumen alles Material in den Bus und ins Womo und fahren dann auch los. Chrige fährt die engen Strässchen souverän runter. Andrea macht Copilotin und ich kann mich im Rückraum auf die Streckenplanung konzentrieren.
Unterwegs überholen wir die Läuferinnen und den Bus. Die Route ist klar: Einfach auf der Hauptstrasse oder einem Wanderweg raus aus dem Tal bis Aosta. – Als wir dann aber nach Aosta reinfahren, wird die Sache etwas komplizierter. Wir finden nach kurzer Suche einen guten Parkplatz direkt an der geplanten Route. Ich mache mir aber etwas Sorgen, dass Anni mit den Läuferinnen uns direkt findet. Deshalb disponieren wir kurz um. Während Chrige und Andrea das Mittagessen vorbereiten, holen mich Silvia und Karin ab und fahren mich zum Ortsrand von Aosta. Dort übernehme ich das Bike von Anni und begleite Brigitte und Anja zum Mittagessen.
Die Navigation mit dem Handy und der Outdooractive-App funktioniert im Prinzip wunderbar. Während dem laufen oder biken ist es aber etwas umständlich, immer das Handy und die App zu starten und dann teilweise wieder auf den richtigen Kartenausschnitt zu zoomen. Ich probiere deshalb zusätzlich die Navigation mit meinem kleinen Etrex30-GPS-Gerät aus. Dort ist zwar keine Karte von Italien und Frankreich drauf, aber nur um zu überprüfen, ob man noch auf der Route ist, funktioniert es tiptop. Ich will das auf den nächsten Kilometern noch testen und dann Anni auf dem Etrex einführen, damit für sie das navigieren auch einfacher geht.
Auf die beliebte Frage «Wie weit ist es noch?» gehe ich gar nicht mehr ein. Peinlicherweise meine ich heute, es gehe noch weiter und fahre am Parkplatz vorbei. Die Betreuerinnen und Anja sind zum Glück genügend aufmerksam, um meinen Faux-pas zu bemerken und so bin ich der einzige, welcher ein paar Meter zurückfahren muss. Um 12:20 Uhr treffen wir beim Womo ein und es gibt Mittagspause.
Das tolle Wetter, welches uns schon die ganze Zeit und auf absehbare Frist begleitet, wird heute zur Herausforderung. Mittlerweile sind wir nämlich über 3’000 Meter tiefer als die Mönchsjochhütte war und es ist sommerlich heiss hier im Aostatal. Die nächsten 11 Kilometer verlaufen vorwiegend in praller Sonne auf Asphaltstrassen im Talboden.
Der Plan für die zweite Tagesetappe sieht wie folgt aus:
Chrige und Karin fahren mit dem Camper nach Valgrisenche und suchen dort einen Campingplatz für die Nacht. Brigitte, Anja und Anni laufen begleitet von Andrea auf dem Bike das Aostatal aufwärts bis Arvier (17km). Silvia und ich supporten mit dem Bus. Ab Arvier tausche ich mit Andrea und begleite die Läuferinnen zu Fuss ins Val Grisenche (nochmals 17km).
Die Mittagspause dauert heute keine Stunde und um 13:15 Uhr machen sich die vier Frauen auf den Weg. – Silvia und ich sind auch bald bereit und fahren erst mal zur nächsten Tankstelle, damit wir nicht mangels Diesel stehen bleiben. Dann geht es weiter um einen guten Platz für eine Zwischenverpflegung zu finden.
Die Kilometer entlang der Hauptstrasse sind wirklich kein Schleck. Die Läuferinnen kommen zwar gut voran, aber Spass macht das nicht wirklich. Eine richtig gute Alternativroute auf Wander- oder Velowegen erschliesst sich mir hier aber auch nicht. Es heisst einfach durchbeissen und diesen Teil möglichst rasch hinter sich bringen. – Nach knapp 8 Kilometern dann kurzer Zwischenstopp auf einem Parkplatz.
Silvia und ich fahren dann gleich weiter nach Arvier und suchen einen guten Pausenplatz. Als wir diesen gefunden habe, gehe ich den Läuferinnen ein Stück entgegen. Die Route führt hier entlang des Flusses und die Sache macht gleich wieder mehr Spass. Auch gibt es hier Schatten und ist ein Stück kühler als oben auf der Strasse. Nach gut 2 Kilometer entgegenlaufen höre ich lachen aus der Ferne und bald tauchen die Frauen auf dem Trail auf.
Ich wende und gemeinsam geht es zurück zum Bus. Auf halber Strecke ist dann auf einmal der Hinterreifen beim Bike platt. Wir lassen Andrea zurück und ich bin anschliessend erstaunt, wie schnell sie den Schlauch gewechselt hat und wieder bei uns ist. Eine Mountainbike-Europameisterin hat das halt einfach intus! – Leider hatte sie vergessen, die Ursache für den Plattfuss zu suchen. Als sie dies beim Bus nachholt und tatsächlich eine grobe Dorne im Reifen findet, hat der Ersatzschlauch auch bereits ein Loch. Man kann nicht immer gewinnen!
Beim Bus wird nochmals getrunken und gegessen. Es folgen nun fast 10 Kilometer aufwärts ohne Supportmöglichkeit. Es ist heiss und der Aufstieg wird einige Kräfte kosten. Andrea lädt das lädierte Bike in den Bus und ich übernehme ihren Job. Kurz vor 16:00 Uhr machen wir uns auf den Weg ins Valgrisenche. Das Ziel ist, heute ohne Stirnlampe ins Ziel zu kommen und nach einer Dusche gemeinsam gemütlich Nachtessen zu können. Es gilt also keine Zeit zu verlieren.
Brigitte, Anja, Anni und ich. Genau in dieser Konstellation sind wir letztes Jahr über die Grosse Scheidegg marschiert. Wie damals, harmoniert es auch heute super! – Anja macht als Lokomotive das Tempo, die Burgistein-Comedy-Fraktion sorgt für Unterhaltung und ich schaue, dass wir auf dem rechten Weg bleiben. Und der Weg ist ziemlich toll für meine Verhältnisse.
Wir kommen durch ein verlassenes Dorf, welches Anja am liebsten übernehmen und restaurieren würde. Dann geht es durch den Wald immer höher ins Valgrisenche und die Aussicht aufs Aostatal wird immer besser. Dann durch einen bewohnten Weiler und weiter durch Wälder und über Wiesen. – Brigitte hat noch eine unliebsame Überraschung mit einem Wespennest und wird in den Knöchel gestochen. Zum Glück haben wir Schwester Anni dabei und der Vorfall bleibt ohne grosse Folgen.
Wir nutzen die Zeit heute auch, damit Anni ein wenig mit dem Etrex zu navigieren üben kann. Ich denke das wird noch wichtig und wertvoll sein auf der weiteren Reise. Anni ist interessiert und übt eifrig, so dass sie von Brigitte bald den Übernamen „Aspirant Anni“ bekommt.
Kurz vor 18:30 Uhr sind wir dann in Planval, wo Silvia und Andrea auf uns warten. Ein letzter ganz kurzer Stopp, bevor es auf die letzten 7 Kilometer des Tages geht. Die Höhenmeter haben wir grösstenteils hinter uns und es geht nur leicht ansteigend weiter ins Tal rein. Von Chrige und Karin bekommen wir die Info, dass sie auf dem Campingplatz direkt unterhalb der Staumauer das Lager aufgeschlagen haben. Können wir nicht verfehlen.
Hier ist vor wenigen Tagen der „Tor des Géants“ durchgekommen und wir finden noch Streckenmarkierungen. Insbesondere Anja und ich finden das spannend, da wir auch mal dort starten möchten. Die Gegend ist schon superschön und einmal ums Aostatal rumzulaufen ist sehr reizvoll.
Wir kommen gut vorwärts und alle freuen sich, dass es heute tatsächlich früh Feierabend gibt. In als wir durchs Dorf Valgrisenche laufen, herrscht dort entspannte Sonntagabend-Stimmung und ein paar Leute jubeln uns zu.
Dann noch ein letzter kleiner Aufstieg hoch zum Stausee und ein interessante Anblick oben: Die mächtige Staumauer im Hintergrund, der grosse leere Campingplatz auf dem einzig unsere beiden Fahrzeuge stehen. Die Stimmung ist ausgelassen, als wir ankommen und das ganze Team wieder zusammen ist. Die Stirnlampen haben wir heute nicht gebraucht und die warme Dusche wartet. Was will man mehr?
Die Betreuerinnen haben alles super vorbereitet und für jede*n steht ein Stuhl mit einem Bier und der persönlichen Effekten-Box bereit. So sind wir rasch bereit für die Dusche und das nachfolgende Festessen.
Es herrscht super Stimmung und das Essen schmeckt vorzüglich. Das Team ist wirklich super und arbeitet tiptop zusammen. Allerdings liegen wir nun schon gut einen halben Tag hinter dem Zeitplan und müssen uns langsam überlegen, mit welcher Taktik wir weitermachen wollen.
Festmahl nach einem harten, aber erfolgreichen Tag!
Tagwache für morgen wird auf 5:00 Uhr festgelegt, damit wir idealerweise um 6:00 Uhr starten könnten. Als erstes geht es dann über den Col du Mont und weiter nach Tignes, wo der Mittagshalt geplant ist. Heute kommen alle etwas früher ins Bett als die letzten Tage. Ob wir auch besser schlafen?
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